Über Askese


Diese dreifache Askese (des Körpers, der Rede und des Geistes) nennt man „gut“, wenn sie von Menschen ausgeglichenen Geistes, die keinen Lohn erwarten, im vollkommensten Glauben ausgeführt wird.

Jene Askese, die geübt wird, um Achtung, Ehre und Verehrung zu gewinnen oder sich zur Schau stellen zu können, wird „leidenschaftlich“ genannt; sie ist unbeständig und ohne Dauer.

Jene Askese, die sich in törichter Hartnäckigkeit selbstquälerischer Mittel bedient oder andere zu benachteiligen sucht, wird „töricht“ genannt. XVII 17-19

Bhagavadgītā

Der leichte Weg


Abbas Johannes Kolobos lehrte: „Wenn ein König eine feindliche Stadt einnehmen will, dann bemächtigt er sich zuerst des Wassers und schneidet die Zufuhr ab, und wenn sie am Verhungern, sind, unterwerfen sie sich ihm. So ist es auch mit den Begierden des Fleisches: Wenn der Mensch mit Fasten und Hungern gegen sie zu Felde zieht, dann werden die Feinde gegen die Seele kraftlos.“

Abbas Joseph fragte den Altvater Poimen, wie man fasten müsse. Der Altvater Poimen sagte: „Ich will, dass jeder, der isst, täglich ein wenig isst.“ Da sagte Abbas Joseph: „Als du jünger warst, hast du da nicht jeweils zwei Tage gefastet?“ Der Greis erwiderte: „Wirklich, auch drei und vier und eine Woche. Und das alles billigten die Väter, weil sie kräftig waren. Sie fanden aber, dass es besser sei, täglich zu essen, jedoch nur wenig. Und sie überlieferten uns den königlichen Weg, weil er leicht ist.“ Sartory, Texte zum Nachdenken, Herder-Verlag, Freiburg

Wüstenväter


Unser Fehler besteht darin und hat immer darin bestanden, vor den Gefahren der Sinnenfreudigkeit in die Askese zu flüchten und vor den Gefahren der Askese zurück in die Sinnenfreudigkeit.
Wir pendeln ewig zwischen zwei falschen Gegensätzen hin und her. Theodora Karnasch, Patmos Verlag, Düsseldorf
Aurobindo




Dieser Yoga ist wahrlich nichts für einen, der zu viel isst oder zu viel schläft; und ebenso, Arjuna; ist er auch nichts für einen, der auf Schlafen und Essen verzichtet. VI 16
Bhagavadgītā

Strenge! Warum haben sich die Heiligen aller Religionen dem Fasten und der Selbstverleugnung, der körperlichen Kasteiung unterworfen? Ja, es gab jene, die törichterweise den Körper als Feind, den man besiegen muss, angesehen und diese Methoden angewendet haben, um ihr Ziel zu erreichen. Der wirkliche Zweck aber ist, den Willen zu disziplinieren. Keine gewöhnliche Willenskraft wird uns durch das vor uns liegende große Werk tragen. Wir müssen Nerven aus Stahl haben und einen Willen aus Eisen, einen Willen der bewusst diszipliniert und trainiert ist. Jeder Akt von Einschränkung hilft den Willen zu stärken. Wie geschieht das? Es gibt verschiedene Übungen freiwilliger Art, z.B. ein monatelang eingehaltenes Schweigegelübde, Fasten für eine festgesetzte Anzahl von Tagen oder nur eine Mahlzeit am Tag. Bei Kindern ist es oft die Verweigerung von Lieblingsdingen oder -speisen. Die Bedingungen sind, dass das Gelübde für eine bestimmte Zeit freiwillig eingehalten wird. Wird es nicht eingehalten, so schadet es mehr als es hilft. Wird es eingehalten, so ist es ein großer Faktor, den Charakter aufzubauen, der so notwendig für die höheren Übungen ist. Vedanta and the West, 1948

Sister Christine