Der Westen


Der Mensch ist auf dem Mond gelandet; das ist eine gewaltige Leistung. Wir sind stolz darauf, eine scheinbar unmögliche Tat vollbracht zu haben, und das mit Recht. Es ist ein berechtigter Stolz; aber was wird dadurch gewonnen, dass wir zum Mond fliegen? Angenommen, wir lernten alles über den Mond und Dutzende von Passagierflugzeugen flögen hin und zurück. Millionen andere Sterne und Planeten blieben weiter unerforscht. Wir sammeln nur Tatsachen der Natur. Von einem Standpunkt aus ist unsere Erkenntnis umfangreich, von einem anderen Standpunkt aus bedeutungslos.
Eine aufschlussreiche Frage in Bezug auf moderne Gelehrte und Wissenschaftler ist: „Haben Sie inneren Frieden?“ Darauf kommt es an. Die Entdeckungen des Wissenschaftlers mögen überwältigend sein, seine Gelehrtheit ungeheuer, aber ist es ihm dadurch gelungen, inneren Frieden zu erlangen? Die modernen Wissenschaftler und Gelehrten sind in dieser Hinsicht hilflos. Sie wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen.Vedanta und das heutige Denken
Pavritrananda

Welch geheimnisvolle Sache die Freiheit doch ist. Sie ist wie die Luft. Man beginnt sie erst zu schätzen, wenn man sie verliert. Ich sehe, dass auch der westliche Mensch kaum frei ist. Und die Hauptsache ist, dass er wenig nach Freiheit verlangt.
Hier zeigt sich der Nihilismus auf eine andere Weise. Nicht so wie bei uns. Ein Beispiel: Gestern lief mein Zug in den Bahnhof der großen deutschen Stadt Frankfurt a. M. ein. Ein riesiges Bahnhofsgebäude – und darüber gigantisch leuchtend die Buchstaben „MM“.
Ich frage meine Begleiterin: „Was ist das? Irgendein besonderes Symbol, eine Losung, etwas Bedeutendes?“ – Sie antwortet: „Das ist nur eine Reklame für Sekt.“
Über alles stülpt sich die lästige Welt der Reklame. Im Kino zum Beispiel: Man spricht mit so geheimnisvoll-suggestiver Stimme von Lappalien: von Waschpulver, von irgendwelchen Bürsten, als ob dies die wichtigsten und unentbehrlichsten Dinge seien.
Aber von anderen Dingen zu sprechen, die tatsächlich für alle unentbehrlich sind – von der Seele, vom Sinn des Lebens, von der Erlösung –, darüber offen zu reden, schämen sich hier sogar Priester. Wahrhaftig, eine verkehrte und verzerrte Welt. Tagebuch von 1980
Tatjana Goritschewa

„Nur degenerierte kapitalistische Massen benutzen den Sexus als ein zusätzliches Opium für die Massen, die schon durch alle Arten von Reklame und Propaganda hinreichend verdummt sind…“ Gespräche mit russischen Menschen

Jerzy Kosinski

Schaffe Schweigen! – Alles lärmt; und wie man von einem hitzigen Getränk sagt, es bringe das Blut in Aufruhr, so ist in unserer Zeit alles, selbst das unbedeutendste Unternehmen, jede, selbst die nichtssagendste Mitteilung, nur darauf berechnet, die Sinne zu erschüttern und die Masse zu erregen, die Menge, das Publikum, den Lärm! Und der Mensch, dieser kluge Kopf, ist gleichsam schlaflos geworden, um neue, immer neue Mittel zu erfinden, den Lärm zu vermehren, um möglichst schnell im größten Maßstab das Getöse und das Nichtssagende auszubreiten. Was wird schneller ausposaunt und was wird weiter verbreitet als Klatsch! O schaffe Schweigen! Religion der Tat 187

Kierkegaard

Was die großen spirituellen Sucher der Vergangenheit betrifft, so würden sie in all dieser gewaltigen Tätigkeit des Intellekts und des Lebens eine schmerzhafte Leere empfinden. Ein Gefühl seiner Illusion und Unwirklichkeit würde sie bei jedem Schritt heimsuchen, weil das, was am größten im Menschen ist und ihn über sich selbst hinaushebt, vernachlässigt worden war. Die Entdeckung der Gesetze der physischen Natur würde in ihren Augen nicht den relativen Rückgang – lange Zeit war es das völlige Aufhören – eines größeren Suchens und Findens aufwiegen, die Entdeckung der Freiheit des Geistes. Die Grundlagen der indischen Kultur (I)

Aurobindo

Westliche Faulheit


Natürlich gibt es verschiedene Arten von Faulheit: östliche und westliche. Den östlichen Stil der Faulheit findet man hauptsächlich in Asien, manchmal bis zur Perfektion entwickelt. Er besteht – überspitzt gesagt – darin, den ganzen Tag in der Sonne herumzusitzen, nichts zu tun, jede Art von Arbeit und sinnvoller Aktivität möglichst zu vermeiden, statt dessen unglaubliche Mengen Tee zu trinken, Musik aus dem Radio dudeln zu lassen und mit Freunden zu tratschen.
Westliche Faulheit ist eine ganz andere. Sie besteht darin, das Leben mit zwanghaften Aktivitäten so vollzustopfen, dass keine Zeit mehr bleibt, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern. Ein Meister beschreibt diesen Zustand mit dem Bild „im Traum einen Haushalt führen“. I 2, Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben, Knaur Verlag, München

Sogyal Rinpoche

Im Moment werden Gesellschaften täglich verrückter, weil alles, was in materieller Hinsicht getan werden kann, bereits getan wurde. Jetzt wissen sie nicht mehr, was sie machen sollen. Alles, was man tun kann, ist seine Haare zu schneiden oder sich von Kopf bis Fuß zu tätowieren. Was kann man sonst noch Neues tun? Menschen werden immer mehr negative Dinge tun, nur weil sie etwas Neues machen wollen.
Die Gesellschaft ist für den spirituellen Prozess überreif. Wenn man ihn jetzt nicht zur Verfügung stellt, wird sie explodieren. Man muss einen breitangelegten, nicht-religiösen spirituellen Prozess anbieten, der keiner bestimmten Philosophie oder Ideologie angehört – lediglich einen einfachen Prozess, der die Menschen zu ihrem Inneren Selbst führt. …
Wenn wir zu viel im Außen erschaffen, werden wir bald keinen Planeten mehr haben. Es ist Zeit, dass menschliche Energien nach innen gerichtet werden, so dass Menschen sich selbst neu anleiten können und ihrer Umgebung keinen Schaden zufügen. Es gibt im Inneren eine Menge zu tun. Wenn wir den brausenden und sehr betriebsamen Gesellschaften der Erde diese Dimension nicht in einem größeren Ausmaß eröffnen, wird ihr Eifer unseren Planeten zerstören. ishafoundation.org/Ishakriya/FAQs
Sadhguru