Der Weg des selbstlosen Handelns


Altvater Agathon kam einmal in die Stadt, um Ware zu verkaufen. Da fand er einen Fremden, der auf die Straße geworfen war. Er war ohne alle Kraft, und niemand nahm sich seiner an. So blieb denn der Greis bei ihm, suchte für ihn eine Mietwohnung und bezahlte von seiner Handarbeit die Miete, und den Rest verwendete er für den Bedarf des Kranken. Vier Monate blieb er bei ihm, bis der Kranke gesund war. Dann kehrte der Alte in sein Kellion zurück, in Frieden. Sartory: Lebenshilfe aus der Wüste, Herder-Verlag, Freiburg (vgl. Lk 10,30-37)

Wüstenväter

Im Allgemeinen neigen wir dazu, Arbeit als Mittel zu sehen, um in der Außenwelt etwas zu erreichen. Nur selten sehen wir sie als Mittel zur Bewusstseins­umwandlung, und doch ist gerade diese Umwandlung das Hauptziel des Arbeits-Weges. Die übliche Meinung, dieser Weg sei nur da, um der Welt Gutes zu erweisen, ist nicht ganz richtig. Denn der Welt kann man auf verschiedene Weise und aus verschiedenen Gründen Gutes tun. Unser Tun wird nur dann zum Arbeits-Weg, wenn wir daraus eine Technik zur Bewusstseinsveränderung machen. Entschei­dend für den Arbeits-Weg ist nicht, was wir tun, wichtig ist, wie die Arbeit unser Bewusstsein verändert. Das Ego und das wahre Selbst, Vedanta-Zentrum, Wiesbaden

Bhajanananda

Der Weg der selbstlosen Arbeit (Karma-Yoga) ist unglücklicherweise als Dienst dargestellt worden, aber dem ist nicht so. Es ist eine Möglichkeit, die Eindrücke, die du angesammelt hast, aufzulösen. Wenn du dich freudig in irgendeine Aktivität involvieren kannst, dann ist das Karma-Yoga. Wenn du es mit großer Anstrengung tust, wird es nur Karma bringen, kein Yoga wird geschehen! Im Allgemeinen verstricken und verweben wir uns durch die verschiedenen von uns durchgeführten Aktivitäten in das Leben. isha.sadhguru.org - What Is Karma Yoga and Why Is It Needed?

Sadhguru

Die Pflicht – wie sie im Allgemeinen verstanden wird – lastet wie eine Krankheit auf uns; sie treibt uns immer voran. Sie legt uns Fesseln an und macht unser ganzes Leben elend. Sie ist der Fluch des menschlichen Lebens. Schaut euch die armen Sklaven der Pflicht an! Sie gehen fort zur Arbeit und die Pflicht ist ihnen eine Last. Sie kommen heim und denken an die Arbeit des nächsten Tages. So wird Pflicht im Allgemeinen verstanden.
99% der Menschen arbeiten wie Sklaven, und das Ergebnis ist Leid. Es ist alles selbstsüchtiges Tun.
Nur wer von Erfolg und Anerkennung seiner Arbeit abhängt, murrt über die Art der ihm auferlegten Pflichten. Einem Menschen, der nicht davon abhängt, sind alle Pflichten gleich lieb; sie dienen ihm als wirksame Mittel, um Selbstsucht und Sinnlichkeit zu ersticken und die Freiheit der Seele zu erringen. Eine Biographie, Heinrich Schwab Verlag, Argenbühl-Eglofstal

Vivekananda

Wenn du etwas nur aus dem Grund tust, weil es notwendig ist, bis hin zu einem Punkt, an dem es dir selber gar nichts bedeutet, du aber in der Lage bist, dich derart zu involvieren, als ob es dein Leben wäre, dann transformiert es dich, und das Handeln wirkt befreiend.

Etwas zu tun, das dir nichts bedeutet, mit absoluter Involviertheit, ist das, was die karmische Struktur zerbricht. isha.sadhguru.org - What Is Karma Yoga and Why Is It Needed?

Sadhguru

Vollziehe dein dir zustehendes Werk, denn Tätigkeit ist besser als Untätigkeit, und selbst die Erhaltung des Körpers gelingt nicht ohne tätig zu sein. 8
Aber für den Menschen, der sich allein am Selbst erfreut, am Selbst genug hat, im Selbst Befriedigung findet, gibt es kein Werk mehr, das er tun müsste. 17
So verfolgt er auch nicht die Absicht, durch Handlungen, die er vollbracht hat, und durch Handlungen, die er nicht vollbracht hat, irgendetwas in dieser Welt zu gewinnen. Unabhängig steht er allen Wesen gegenüber hinsichtlich aller Ziele, die erreicht werden sollen. 18
Vollbringe darum immer, ohne Anhänglichkeit, die auszuführende Tat, denn durch Handeln ohne Anhänglichkeit gelangt der Mensch zum Höchsten. III 19

Bhagavadgītā

Jetzt siehst du, was der Arbeits-Weg bedeutet; sogar im Moment des Todes jedermann zu helfen, ohne Fragen zu stellen. Werde Millionen von Malen betrogen und stelle nie eine Frage, und denke nie daran, was du tust. Rühme dich nie deiner Gaben an die Armen, oder erwarte ihre Dankbarkeit, sondern sei ihnen dankbar, dass sie dir die Gelegenheit gegeben haben, ihnen Güte zu erweisen.
Es ist also klar, dass es eine viel schwierigere Aufgabe ist, ein idealer Hausherr zu sein, als ein idealer Mönch. Das wahre Arbeitsleben ist in der Tat ebenso schwer, wenn nicht sogar schwerer, als das gleichermaßen wahre Leben der Entsagung. CW I, Karma-Yoga, The Secret of Work

Vivekananda